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Die 4 DIMENSIONEN EINES PROJEKTS

Die 4 Dimensionen eines Projekts

 

Mit den nachfolgenden Ausführungen lege ich ein theoretisches Konzept dar, das mir für die Bearbeitung von Projekten als essenziell erscheint. Die Bezeichnung „Projekt“ umfasst ein breit gefächertes Gebiet, von privaten Vorhaben bis zu Maßnahmen in Konzernen. Mein Ansatz ist in diesem breiten Spektrum wirksam anwendbar. In jahrelangen Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Projekten habe ich wiederkehrend festgestellt, dass komplexe und anspruchsvolle Projekte oftmals nur linear und zweidimensional durchgeführt werden –  zum Nachteil von Menschen, Ressourcen (Kosten) und des beabsichtigten Ziels. Nach und nach zeichnen sich jedoch immer mehr zukunftsweisende Tendenzen ab, die neue Richtungen im Projektmanagement verfolgen und meines Erachtens an Bedeutung gewinnen werden. Hier formuliere ich mein Verständnis, bestehend aus praktischen Erfahrungen sowie verschiedenen Ansätzen und Methoden, die ich in einen konzeptionellen Zusammenhang bringe.

(In einem nachfolgenden Beitrag werde ich dieses Konzept anhand von konkreten Beispielen aus der Praxis erläutern.)

Contor Frankc die 4 DImensionen des Designs, eine Kuppel

A. Ein Projekt…

…ist eine komplexe Struktur, bestehend aus zahlreichen und miteinander verflochtenen Ebenen, Aspekten, Dynamiken und deren Wechselwirkungen, Zielkonflikte inklusive. Der Weg zum definierten Ziel zeichnet sich nur fragmentarisch ab, auch wenn einzelne Meilensteine fixiert sind. Damit ist die Umsetzung eines Projekts nicht nur die bloße, Addition oder Subsumtion zu bearbeitender Schritte. Vielmehr ist ein Projekt in jeder Art und Größe ein mehrschichtiger, ja mehrdimensionaler Prozess auf der Basis der Zusammenarbeit aller Beteiligten.

B. Bei einer linearen Steuerung…

…werden Hemmnisse und Hindernisse zumeist erst erkannt, wenn sie den weiteren Fortgang versperren. Dann entsteht akuter Handlungsbedarf, der wiederum die nächsten Friktionen verursacht und Ressourcen bindet – mit dem Reflex, Verantwortung zu externalisieren. Ein Projekt Schritt für Schritt abzuarbeiten und die daran Mitwirkenden dogmatisch in den für sie bestimmten, streng abgesteckten Rollen und Bereichen zu halten, ist auf den ersten Blick sehr verführerisch und erscheint einfach, übersichtlich sowie methodisch klar. Unschärfen verschwinden aus dem Blickfeld. Es entsteht indes ein trügerisches Gefühl von Kontrolle. Dies führt zu fehlenden Abstimmungen und verhindert darüber hinaus kreative Lösungen. Die Ganzheit eines Projekts wird nicht erfasst und mithin auf Ursache-Wirkung reduziert. Unbestimmtheiten werden ausgeblendet, Beziehungen und Möglichkeiten bleiben ungenutzt und Verantwortlichkeiten unübersichtlich oder restriktiv in einer Hand. Zudem kann die für lineares Navigieren notwendige Kommunikationsakrobatik mit den besten Absichten nicht gelingen.

C. Der Umfang eines Projekts…

…lässt sich nicht eindimensional linear erfassen – vielmehr ist vernetztes Denken gefordert, auch und besonders, wenn ein Projekt vom Ende her geplant werden muss. Der Wille sich vierdimensional zu nähern ist eine wichtige strategische Entscheidung. Zentrale Begriffe sind „Kooperation“, „Intuition“ und „Verbundenheit“. Kooperation, mit einer Bereitschaft zur fachübergreifenden Zusammenarbeit. Intuition, zum Erkennen der impliziten Möglichkeiten. Verbundenheit, als Wille die unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen anzuerkennen und einfließen zu lassen, sowie aufeinander abzustimmen.

 

„…Die Methode des Vernetzten Denkens (auch Systemisches oder Ganzheitliches Denken) fordert eine Abkehr vom rein linearen Denken (das Denken in eindimensionalen Ursache-Wirkungsbeziehungen) hin zum Denken in Abhängigkeiten und Wechselwirkungen…

…Sie dient dem Zweck, ein Systemverständnis zu komplexen Herausforderungen aller Art zu entwickeln und diese durch die Abbildung und Analyse der entscheidenden Einflussfaktoren und deren Zusammenhänge (mit sämtlichen direkten und indirekten Wirkungsbeziehungen, Wechselwirkungen, ambivalenten Wirkungen, zeitlichen Verzögerungen und den unterschiedlichen Wirkungsweisen und – stärken der Faktoren im Zeitverlauf) möglichst nachhaltig zu bewältigen…Die Analyse stellt somit eine ganz wichtige Komponente des Vernetzten Denkens dar. Folgerichtig müssten somit auch die Erkenntnisse bei der Ergebnisdarstellung im Fokus stehen…“

(Franc Grimm)

Contor Frank 4D Dimensionen eines Projektes

Kraft eines vierdimensionalen Verständnisses lassen sich Muster, Zusammenhänge und Handlungsspielräume (neu) erkennen, die Wahrnehmung verändern, implizite Strukturen beobachten. Es entstehen Beweglichkeit und Offenheit. Der Abstand mit dem Schritt zurück in die Position des Beobachters stärkt das Denken, Erfassen und Erkennen in anderen Dimensionen. Unwägbarkeiten und sich daraus ergebende Friktionen lassen sich angemessen einordnen und aushalten. Ein projektorientierteres Handeln wird gefördert, das das Projekt in den Mittelpunkt stellt. Mit Distanz kann das Implizite, können verborgene Strukturen der Komplexität beobachtet und verstanden, allerdings nicht direkt beeinflusst werden. Vielmehr wird die Steuerung für den weiteren Projektverlauf von dieser Achtsamkeit (mindfulness) samt Beobachtungen positiv geprägt.

 

„…Auf den richtigen Umgang mit Komplexität sind heute erst wenige vorbereitet. Dies zeigt sich daran, dass die meisten Menschen Komplexität reduzieren wollen. Sie sehen Komplexität als etwas Negatives. Auf der Suche nach einfachen Lösungen wenden sie die Strategie der Komplexitätsreduktion an. Denn ihre Denkweise beruht fast immer auf der Verwechslung von Komplexität mit Kompliziertheit. Sie übersehen damit immer öfter die wirklich funktionierenden Lösungen und tragen so unabsichtlich zur Verschärfung von Krisen bei…

…Die richtige Maxime heißt: Reduziere Kompliziertheit und erhöhe die Komplexität…“

(Prof. Dr. oec. habil. Fredmund Malik – Wirtschaftswissenschaftler)

 

„…Ganzheitliches Denken ist radikal, weil so vieles, das wir für selbstverständlich hielten, als bloßes Produkt unserer beschränkten Erkenntnis entlarvt. Ganzheitliches Denken ist kreativ, weil es bisher unverbundenes verbindet und so erst Muster schafft, in die wir das Einzelne einordnen und damit verstehen können…“

(Hans Ulrich – Wirtschaftswissenschaftler)

Contor Franck BIld geometrische exakte Kanten

D. Auch die Navigation eines Projekts…

…in der vierten Dimension kann nur gelingen mittels einer offenen, transparenten Kommunikation, regelmäßigen Besprechungen und Abstimmungen. Vorhandene und neu hinzukommende Informationen müssen in sämtliche Richtungen und Ebenen kommuniziert werden.

E. Wird ein Projekt vierdimensional (raum-zeitlich) begriffen…

…und lässt man sich auf diesen Denkprozess als rationalen Filter ein, lassen sich Entwicklungen vorwegahnen und Informationen in Bedeutung übersetzen. Projektfortschritte werden somit kreativ gestaltet und gleichzeitig Entscheidungen auf mehreren Ebenen möglich. Durch eine vierdimensionale Sicht werden die notwendigen kreativen Freiräume geschaffen, Möglichkeiten eröffnet.

Entsprechend der Quantentheorie sind Möglichkeiten im jeweiligen System determiniert. Wird ein Prozess als Ganzheit erfasst, ergeben sich Beziehungen, Verbindungen, Kooperationen und mehrere Möglichkeiten, einschließlich eines qualitativ hochwertigeren Ergebnisses.

„…Es handelt sich in der Quantentheorie um eine neue Art, die Wahrnehmung zu objektivieren…Jede Wahrnehmung bezieht sich auf eine Beobachtungssituation, die angegeben werden muss, wenn aus Wahrnehmung auch Erfahrung folgen soll…“

(Carl Friedrich von Weizsäcker – Quantenmechanik und Kantsche Philosophie)

„…Die Quantenphysik – und nicht nur sie – fordert uns auf, unser Denken in starren Strukturen grundsätzlich so zu emanzipieren, das flexible Beziehungen an deren Stelle treten können…Wir müssen verengte und mechanistische Strategiemuster, Reduktionen, Mittelwertbildungen fallen lassen und sie ersetzen durch Beweglichkeit, Offenheit und Empathie, um neue, offen gestaltbare…Handlungsspielräume zu ermöglichen…“

(Forum Futur / „Potsdamer Manifest)

Die 4 Dimensionen:

0. Projektbezeichnung + -name
1. Status quo + Zieldefinition
0 + 1 = Metaebene

2. Parameter + Analyse
3. Umsetzung + Steuerung
2 + 3 = Maßnahmen, Aktionen

4. Raum + Zeit

Dimension 0:

In der Dimension 0 wird die Bezeichnung und der Name für das jeweilige Projekt erarbeitet. Dies ist ein wichtiger erster Schritt am Ende eines bewussten gedanklichen Prozesses, denn die ausgewählte Bezeichnung impliziert ganze Assoziationsketten und -pakete.
Diese Dimension lässt sich auch in Musik übertragen. Sie markiert den Leitton, die vorwärts gerichtete Tendenz.

Dimension 1:

Die Dimension 1 ist die Aufnahme des Status quo und die erste Formulierung des angestrebten Ziels. Die zu diesem Zeitpunkt bekannten Aspekte liegen sämtliche auf dem Tisch. Es besteht Einvernehmen über die ersten Schritte der Dimension 2.
In der Musik entspricht das dem Grundton (Tonika), der auf das Ziel hinführt.
Jean-Philippe Rameau erdachte den Begriff „l’accord tonique“…mit dem“ er „das wesentliche Merkmal der Tonika zu umschreiben suchte, nämlich ihre Fähigkeit, wie ein Magnet im Zentrum aller harmonischen Spannungsfelder zu stehen. Daher wird die Tonika auch häufig mit dem Begriff „tonales Zentrum“ umschrieben…“
(Wikipedia)

Die Dimensionen 0 und 1 bilden die Metaebene eines Projekts – die übergeordnete Sichtweise, den allumfassenden, vom Anfang bis zum gedachten Ende hin gezogenen Bogen.

Contor Franck die vier Dimensionen des Designs. vier Dimensionen Geflecht

Dimension 2:

Die Dimension 2 stellt die einzelnen, unterschiedlichen, zu fixierenden Meilensteine des Projekts mit linearer Struktur und deren Zusammenhänge/Verbindungen dar – vergleichbar einem Schnittmuster oder Notenblatt auf Papier.
Ein Erfassen des zu erwartenden Umfangs ist möglich. Die geplante Anzahl an Teilen oder Seiten ist bekannt. Die Richtungen können sich nur linear verändern.
Die „…funktionale Tonalität bringt es mit sich, dass die in einem Musikstück vorkommenden Akkorde nach bestimmten Mustern zusammengesetzt sind und aufeinander folgen…“
(Wikipedia)

CF_4 Dimensionen des Designs eine Ballonfahrt

Dimension 3:

Die dritte Dimension ist die Phase der Umsetzung, in der Tätigkeiten, gewerkliche (handwerkliche) und kreative Arbeiten, Recherchen, Einkäufe, etc. ausgeführt werden.
Bis zu dieser Dimension lässt sich der Prozess verwalten und gestalten.
In dieser Dimension verknüpfen sich die verschiedenen Projektpunkte,
ähnlich einer Sonate, einem „…ein- bis mehrstimmigen Musikstück…Jeder Teil der Sonate soll einen bestimmten und durchgehaltenen Charakter behaupten, den Ausdruck einer bestimmten Empfindung enthalten, mithin aus völlig ineinander greifenden und zusammenhängenden melodischen Teilen behalten, die sich auf das Fühlbarste auseinander entwickeln und die Einheit des Ganzen enthalten…“
(MuWI Lexikon – www.musikwissenschaften.de)

Dimension 4:

Die vierte Dimension ist die der Projektsteuerung. In dieser Dimension besteht die Hauptaufgabe zunächst im Beobachten. Sie gibt dem Projekt dadurch als kreatives Beziehungsgefüge ausreichend Raum.
In der vierten Dimension lässt sich die Aufnahme zusätzlicher hinzukommender Punkte gewährleisten ohne dass sich an der Metaebene etwas verändert.
Sie ist die zusätzliche Ausdehnung des dreidimensionalen Gefüges in Zeiteinheiten.
Der Gesamtumfang (einschließlich Friktionen sowie impliziter Strukturen) kann erfasst werden – einschließlich seiner zeitlichen Ausdehnung.
Die Entwicklung des Projekts von Dimension 0 bis Dimension 4, von den ersten Ideen bis zum geplanten Ende, ist in der vierdimensionalen Raumzeit erkennbar.
In Musik übertragen kommt die vierte Dimension einer komplexen Fuge am nächsten.
„…Ich muss auch noch kurz erklären, was eine Fuge ist. Sie ist dem Kanon ähnlich, indem sie gewöhnlich auf einem Thema basiert, das von verschiedenen Stimmen und in verschiedenen Tonarten, gelegentlich auch in verschiedenen Tempi oder umgekehrt oder rückwärts“ oder seitwärts „gespielt wird. Doch die Fuge ist weit weniger starr als der Kanon, und infolgedessen bietet sie mehr Spielraum für emotionalen und künstlerischen Ausdruck…“
(Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach – ein endlos geflochtenes Band)

Mithilfe des „Hyperquaders“ lässt sich die gedankliche Vorstellung visualisieren, die Aufmerksamkeit für implizite Strukturen damit entsprechend steuern – vergleichbar einem Hologramm, das aus verschiedenen Blickwinkeln von außen betrachtet werden kann, um Facetten, Aspekte und Richtungen intuitiv zu erfassen, was neue Handlungsspielräume eröffnet.

 

„Das Geheimnis kreativen Tuns liegt darin, einen Ausdruck zu (er-)finden, sich auf dem Weg dorthin aber flexibel und intelligent, d.h. offen für Änderungen des Weges und Abweichungen von seinem ursprünglichen Plan zu zeigen.“

(John Dewey)

Contor Franck 4 DImensionen des Designs der Hyperquader